Wenn wir an Künstliche Intelligenz (KI) denken, kommen uns oft spektakuläre Anwendungen in den Sinn: humanoide Roboter, die wie Menschen sprechen und denken, oder Software, die der Genialität des menschlichen Gehirns Konkurrenz machen könnte. Doch die wahre Stärke der KI liegt oft in den kleinen, alltäglichen Verbesserungen, die wir kaum bemerken. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Evolution der Suche.
Von der Keyword-Suche zur semantischen Revolution
Lange Zeit funktionierte die Websuche in der Regel durch die Eingabe von Stichwörtern. Wer nach den "besten Restaurants in Zell am See" suchte, bekam eine Liste von Webseiten ("SERPs") angezeigt, auf denen diese Wörter vorkamen. Die Platzierung in den Suchergebnissen war entscheidend, was zur Entstehung einer millionenschweren Industrie für Suchmaschinenoptimierung (SEO) führte. Schließlich gilt: Wer nicht auf der ersten Google-Seite auftaucht, existiert online praktisch nicht.
Doch die Zeiten ändern sich. Suchmaschinen wie Google setzen längst nicht mehr nur auf Keywords. Heute fließen viele weitere Faktoren wie Relevanz, Aktualität, Einzigartigkeit und Vertrauenswürdigkeit der Inhalte in die Platzierung der Suchergebnisse ein. Doch eine noch größere Veränderung steht bevor – angetrieben durch KI.
Aus Wörtern werden Zahlen: Die Magie der Vektor-Embeddings
Im Zentrum dieser Revolution stehen sogenannte Vektor-Embeddings. Diese Technologie, die gewissermaßen die Grundlage für moderne KI-Modelle wie ChatGPT bildet, wandelt Texte in mathematische Vektoren um. Diese Vektoren repräsentieren die Bedeutung der Wörter in einem multidimensionalen Raum, in dem ähnliche Konzepte nahe beieinanderliegen. So befinden sich Begriffe wie "Fahrzeug", "Kfz" und "Mercedes" in unmittelbarer Nachbarschaft, während "Apfel" oder "Birne" weiter entfernt sind.
Der Vorteil dieser Methode liegt auf der Hand: Eine Suchanfrage nach "Onboarding" im Firmen-Intranet führt auch dann zum richtigen Dokument, wenn dieses unter einem ganz anderen Begriff wie "Neueinsteiger-Training" abgespeichert ist. Die Suche wird damit nicht nur präziser, sondern auch flexibler und intuitiver.
KI-Suche und das Ende der Halluzinationen
Eine weitere spannende Entwicklung ist die sogenannte Retrieval Augmented Generation (RAG). Diese Methode kombiniert Vektor-Suche mit den Fähigkeiten von LLMs (Large Language Models), um Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenzutragen und präzise Antworten zu generieren. Ein großer Vorteil dieser Technologie ist die Verringerung von sogenannten "Halluzinationen", also falschen Aussagen, die durch Sprachmodelle generiert werden.
Während traditionelle KI-Modelle nur auf Basis ihrer Trainingsdaten antworten, die oft Monate alt sind, kann ein RAG-System aktuelle Informationen direkt in den Antwortprozess einfließen lassen. So könnte beispielsweise die Frage "Hat Lukas morgen Urlaub?" durch den Abruf der Abwesenheitsliste aus dem Firmen-Intranet korrekt beantwortet werden – ganz ohne die typischen Fehler, die manch ein Sprachmodell bisher gemacht hat.
Die Zukunft der Suche: Was bedeutet das für uns?
Die Fortschritte in der KI-Suche werfen eine Reihe von Fragen auf. Wenn Suchmaschinen wie Google, Bing und Co. in Zukunft direkte Antworten anstatt Links liefern, könnten ganze Industrien, die von diesen Klicks abhängen, massiv betroffen sein. Die SEO-Branche, die jährlich Millionen umsetzt, könnte an Bedeutung verlieren, und Content-Produzenten wie Nachrichtenmedien könnten wichtige Einnahmequellen verlieren.
Doch gleichzeitig eröffnet diese Entwicklung auch neue Möglichkeiten. Die Suche wird präziser, intuitiver und vor allem nützlicher für uns alle. Während viele Fragen zur Monetarisierung und Vergütung von Inhalten noch offen sind, ist eines sicher: Die Art und Weise, wie wir Informationen suchen und finden, wird sich grundlegend ändern.
Eine der inzwischen bekanntesten neuen Suchwerkzeuge ist www.perplexity.ai.
Perplexity kombiniert die Funktionen eines Chatbots mit denen einer klassischen Suchmaschine, was es Nutzern ermöglicht, Fragen in natürlicher Sprache zu stellen und direkte Antworten zu erhalten. Diese Antworten werden nicht nur in Dialogform präsentiert, sondern auch mit Quellenangaben versehen, sodass die Nutzer die Informationen überprüfen können. Im Gegensatz zu vielen anderen KI-Tools, die auf statischen Daten basieren, durchsucht Perplexity AI das Internet in Echtzeit, um aktuelle Informationen bereitzustellen.
Fazit: Eine stille Revolution
Künstliche Intelligenz verändert die Welt, oft ohne dass wir es bemerken. Die Evolution der Suche ist ein Paradebeispiel dafür, wie KI unser Leben unaufdringlich, aber nachhaltig verbessert. Während spektakuläre Anwendungen oft die Schlagzeilen dominieren, sind es die leisen, alltäglichen Verbesserungen, die den größten Unterschied machen. Seien wir gespannt, wohin uns diese Reise noch führen wird.
Ich biete Seminare zu diesem Thema an und verweise auf meine Webseite www.microgast.at/seminare für aktuelle Termine an unterschiedlichen Orten.
Comentários