Mit viel Tamtam hat Brendon Kraham, VP für Search & Commerce bei Google auf der DMEXCO 2024 in Köln über die Nutzung von KI zur Steigerung des ROI referiert. Er erklärte, wie Google seine Vorhersage- und generativen KI-Innovationen einsetzt, um Nutzern zu helfen, mehr Marken zu entdecken, eine bessere Rendite für Werbeausgaben zu erzielen und Werbetreibenden mehr Kontrolle zu geben. Dabei hob er die neuen AI Overviews hervor, die vor allem bei jüngeren Zielgruppen (18-24) für mehr Engagement sorgen sollen. Professor Jim Lecinski präsentierte dann auch noch die "3 A’s" (Automate, Augment, Analyze) als Leitprinzipien zur erfolgreichen Implementierung von KI im Marketing. Diese sollen helfen, Routineaufgaben zu automatisieren, kreative Prozesse zu ergänzen und Daten schneller zu analysieren. Ziel der ganzen Aktion war es die ach so tollen agilen Marketingmethoden hervorzuheben und Googles neueste KI-Tools für Werbetreibende und Händler ins beste Licht zu rücken.
Ich mag mich täuschen, jedoch sehe ich das ganze zum wiederholten Male als ein Tanz um das "Goldene Kalb", denn ich beobachte mich selbst, wie ich mehr und mehr Google als Suchmaschine umgehe und direkt bei Perplexity, ChatGPT, Mistral oder Deepseek nachfrage. Ich erhalte dort direkte und kompakte Antworten und ich muss mich nicht umständlich durch irgendwelche Webseiten hanteln.
Und je länger ich damit arbeite umso mehr Argumente finde ich für die KI-basierten Systeme anstelle der Suchmaschine:
1. Werbefreiheit und Fokus auf den Nutzer:
ChatGPT und Perplexity sind in erster Linie darauf ausgelegt, direkte und klare Antworten zu geben – ohne die Nutzer durch Werbung abzulenken. Im Gegensatz dazu ist Google stark auf Werbung angewiesen. Bei nahezu jeder Suche erscheinen zahlreiche bezahlte Anzeigen, die oft die organischen Ergebnisse überlagern. Dies führt häufig dazu, dass die Nutzer erst durch mehrere Werbeeinträge scrollen müssen, bevor sie die wirklich relevanten Informationen finden. Dies kann die Sucherfahrung frustrierend und ineffizient machen. Jetzt verdiene ich mit meinem eignen kleinen Unternehmen geld, weil ich für meine Kunden genau diese Werbung schalte oder die Mitarbeiter darin ausbilde, aber ich bemerke, dass wie ich weniger Nutzer diese Systeme nutzen.
2. Relevanz und Qualität der Antworten:
Während Google seine Suchergebnisse stark durch Algorithmen und SEO-Techniken filtert, welche oft auch durch bezahlte Optimierungen beeinflusst werden, zielen Perplexity & Co darauf ab, die bestmögliche Antwort zu geben, die auf den verfügbaren Daten basiert. Sie versuchen, die Nutzer nicht in den "Werbe-Dschungel" zu schicken, sondern bieten präzise, kuratierte Antworten an. Dies steigert die Effizienz und spart Zeit.
3. Kein Interesse an Klicks und Verkäufen:
Google hat ein starkes Eigeninteresse, dass Nutzer auf bezahlte Links klicken, da diese für Google enorme Einnahmequellen darstellen. Bei ChatGPT und Perplexity hingegen geht es um reine Informationsbereitstellung, ohne dass diese Systeme ein kommerzielles Interesse an einem bestimmten Klick oder Verkauf haben. Dadurch wird das Vertrauen in die gelieferten Informationen potenziell gestärkt.
4. Nutzerzentrierte Erfahrung:
ChatGPT und Perplexity sind so konzipiert, dass sie eine personalisierte, dialogbasierte Interaktion bieten. Sie passen sich den Bedürfnissen der Nutzer an und ermöglichen eine flexible Kommunikation. Die Kommunikation ist nutzerzentriert - genau das wollen wir!
5. Überladene Suchergebnisse bei Google:
Die Suchergebnisse bei Google sind oft überladen mit Informationen und verschiedenen Suchfunktionen (wie "People also ask", Google Shopping oder "Local Pack"), was die Nutzererfahrung verwirrend machen kann. Bei ChatGPT und Perplexity ist der Fokus auf die direkte Antwort klar, ohne dass der Nutzer durch verschiedene Module und Anzeigen klicken muss. Diese Einfachheit und Klarheit sind entscheidende Vorteile.
Fazit:
Google wird zunehmend dafür kritisiert, dass es nicht mehr die besten und relevantesten Suchergebnisse liefert, sondern von bezahlten Anzeigen und SEO-optimierten Inhalten dominiert wird. Unternehmen investieren erhebliche Summen, um in den Suchergebnissen weiter oben zu erscheinen, was häufig dazu führt, dass Inhalte, die rein auf Qualität und Informationsgehalt basieren, im Hintergrund verschwinden - vor allem am Handy. Dies schwächt das Vertrauen der Nutzer und macht die Suchmaschine anfälliger für Manipulation durch finanzstarke Akteure.
Während Google weiterhin aufgrund seiner Dominanz im Markt eine unverzichtbare Rolle spielt, bieten ChatGPT und Perplexity eine erfrischende Alternative, die (noch) frei von Werbung ist und den Nutzer in den Mittelpunkt stellt. Die klare, schnelle und nicht kommerzialisierte Informationsbereitstellung durch KI-Systeme könnte in Zukunft eine immer größere Bedrohung für das werbegeladene Geschäftsmodell von Google darstellen. Es besteht das Potenzial, dass KI-basierte Systeme das Informationsökosystem fundamental verändern, indem sie den Fokus zurück auf die Qualität der Antwort und die Zufriedenheit der Nutzer legen, ohne dabei von Werbeeinnahmen getrieben zu sein.
Google wird sich zeitnah ändern müssen - sonst wird man das ganze irgendwann nicht mehr brauchen! Und damit einher geht die Frage: wie kommen die User dann auf unsere Webseiten und wenn nicht mehr, wofür brauchen wir die dann eigentlich noch?
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